Texte
Text zur Ausstellung im Haus 23 Cottbus 1991

Salome Haettenschweiler:

Die plastischen Arbeiten der Malerin Salome Haettenschweiler sind starkfarbige Körperobjekte in Rot, Schwarz, Weiß oder Grau, die an Grundformen alltäglicher Gegenstände wie Stuhl oder Tisch, Bett oder Fußschemel erinnern. Obwohl aus leichtem Material gearbeitet – Vlieseline und Baumwolle über einem Karton-, Holz-, oder Papiergerüst – wirken die Objekte monumental, schwer und raumbildend, zugleich sind sie kissenhaft weich und schwellend, da sie weder Kanten noch Ecken besitzen, sondern wie Polster abgerundet sind. Vor allem die Monochromie führt zur Vereinheitlichung und Monumentalisierung des Gesamteindrucks. In Schicht über Schicht sind die farbdurchtränkten Stoffstreifen gelegt und gewickelt und formen allmählich wie in einem Wachstumsprozess die Objekte, die aus einer anderen Welt zu stammen scheinen, obwohl sie Assoziationen an Altbekanntes hervorrufen. Weder Verhüllung noch Kaschierung oder Verfremdung eines Gegenstandes findet hier statt, sondern die Körperobjekte entwickeln sich im Arbeitsprozess selbst. Ihre einheitliche Farbigkeit ist als Kontrapost zur Gestaltform aufgefasst. Auch hier bleibt Salome Haettenschweiler bei der Malerei, nur sucht sie mehr als die eindimensionale Fläche, sie entwickelt ihre Malerei in den Raum hinein und findet im Objekt den neuen Bild- und Farbträger.
Die Acrylmalerei auf Papier, die sich auf zwei bis drei starke, leuchtende Farben beschränkt, ist in breitem, dynamischen Pinselduktus ausgeführt. Die Bildgestalt entsteht aus kontrapostisch gesetzten oder sich überlagernden Farbflächen oder wird aus einfachen, monumental wirkenden Zeichen im Umriss und aus geschlossenen Gestaltformen vor einem einfarbigen, lebhaft strukturierten Hintergrund geformt. Im Gegensatz zu den bemalten Objekten bleibt dabei der Prozess der Bildentstehung offen und einsehbar.
Dr. Sibylle Badstübner-Gröger